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Do I have to say the words – Do I have to tell the truth?!

Veröffentlicht am 04.05.2017

Plötzlich scheint es keinen Unterschied mehr zu geben. Die verheissungsvolle Ahnung auf eine grossartig anbrechende Zeit und die stechende Angst des bevorstehenden Falls in die Bodenlosigkeit. Aus beiden erwächst ein einziges Gefühl der Erhebung, der Glückseligkeit. Nur für einen kurzen Augenblick zwar und schon sind alle drei wieder vorbei – die beglückende Ahnung, die stechende Angst und die Gewissheit, dass es keinen Unterschied macht. Bella

Bella ist auch Marina

„Ich war wieder in Thailand, aber diesmal allein. [...] Es war unerträglich heiss, und auf der nahe gelegenen kleinen Strasse wirbelte dichter Lastwagenverkehr den Staub auf. Plötzlich merkte ich, wie hungrig ich war.

 

Überall gab es kleine Stände, an denen man etwas zu essen kaufen konnte, und nach langem Überlegen entschied ich mich für einen, der von einer alten Frau betrieben wurde. Sie hatte einen grossen Wok und sechs oder sieben wackelige Tischchen, und das war ihr ganzes Restaurant. Sie kochte alles mit Huhn: Hähnchenflügel, Hühnerleber, Hühnerbrust und so weiter. Dutzende von Körben standen um sie herum. In einem grossen Korb befanden sich noch lebende Hühner, in einem anderen lagen nur Hühnerlebern, im nächsten Schenkel und Füsse. Dann war da ein Korb mit frisch geschlachteten und ein weiterer mit bereits gerupften, sozusagen küchenfertigen Hühnern.

Ich setzte mich an einen der kleinen Tische, und die alte Frau brachte mir scharf gewürzte Hühnchenflügel. Sie schmeckten köstlich. Während ich ass und die Frau weiter für mich kochte, bemerkte ich etwas unter dem Tisch, dessen Anblick ich niemals vergessen werde. Ein einziger Sonnenstrahl teilte die Wolkendecke am Himmel und fiel auf diese kleine Szene unter dem Tisch – Hühnerleben: eine Henne mit ihren Küken. Winzige gelbe, flauschige Küken wuselten glücklich und piepsend im Sonnenlicht um ihre Mutter herum, die sehr stolz aussah.

Für mich war diese Szene eine spirituelle Offenbarung. So ein Moment des Glücks im Sonnenlicht, inmitten von Körben voller geschlachteter und zerlegter Hühner ... Diese Henne würde als Nächstes im Kochtopf landen. Und ich dachte: Das ist es. Das sind wir. Auch wenn wir einen flüchtigen Moment des Glücks erleben, landen wir doch bald genauso im Kochtopf.“ (Marina)

Bella ist auch Marina. Sie spürt, dass sie ein Wesen sind, denn sie haben einen Blick und einen Gedanken bei dieser Hühner-Szene. Sie haben einen Sinn für das, was wir sind. Dennoch sind es zwei Augenpaare die sehen, denn Bella und Marina sind zwei Körper. Die Unterscheidung geschieht auf der Oberfläche und sie liegt in zwei verschiedenen Arten, sich Schmerz zuzufügen. Es sind genau genommen zwei verschiedene Ausdruckweisen, die letztendlich zu zwei sehr unterschiedlichen Schicksalen führen. Es handelt sich um den folgenden Unterschied:

Marina schneidet sich einen Stern auf den nackten Bauch und lässt die offene Wunde eine halbe Stunde lang bluten, als Performance für alle Anwesenden sichtbar. Bella dagegen schneidet sich den Stern in ihr Herz und lässt die offene Wunde innerlich bluten, keine Zuschauer.

Hätte sich meine Seele doch in ihrem Körper entfaltet. At least my heart would be stronger. Bella