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Hunger 8 - Bella ist auch Anna

Veröffentlicht am 29.12.2015

Meine liebe Bella, du bist auch Anna, vergiss das nie! Schicksale wiederholen sich. Take care, sei vorsichtig und pass auf mich auf! Du bist mir bereits sehr nah, setz nicht zu viel aufs Spiel! Es könnte sein, dass ich dich sonst schon sehr bald verlassen werde, dass wir uns trennen müssen – Bella bereits so früh schon?! Das wäre doch schade, gerade jetzt, so kurz vor unserem nächsten Wiedersehen. Denk immer daran, dass du auch Anna bist Bella!

Anna wandte die Augen nicht mehr vom Türgriff des Beifahrersitzes. Wronskij steuerte den Wagen in voller Fahrt auf der Überholspur. Und genau in dem Augenblick, als er wieder an einem Fahrzeug vorbei gebraust war, löste sie ihren Sicherheitsgurt, betätigte den Türgriff, drückte den Kopf zwischen die Schultern und liess sich aus dem Wagen auf die Strasse fallen. Im selben Augenblick erschrak sie über das, was sie tat. Sie wollte aufstehen, sich zurückwerfen, aber etwas Riesiges, Unerbittliches stiess gegen ihren Kopf und schleppte sie am Rücken mit fort. Und die Kerze, bei der sie das von Sorgen, Betrug, Kummer und Bösem erfüllte Buch des Lebens gelesen hatte, flammte heller auf als je zuvor, beleuchtete ihr alles, was bisher im Dunkel gewesen war, knisterte, wurde dunkel und erlosch für immer.

Eines weißt du genau Bella, der Tod sitzt in mir, so gut kennst du mich bereits – und glaube mir, da weißt du wesentlich mehr als andere über mich. Entlocke mir die Nacht des Todes nicht zu früh. Entscheide dich an jedem anbrechenden Tag eine Tochter des Mittags zu sein. Denn die Mittagszeit, dann also wenn die Sonne am höchsten steht, ist deine Zeit.

Bella bis bald, dein Leben.