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Das Liebesopfer

Veröffentlicht am 25.08.2020

Ich lese in der Bhagavad Gita, den Vers 26 des neuten Kapitels:

Blatt, Blume, Frucht, Wasser – Liebende Hingabe – der, der gereinigt ist.

Wer mir ein Blatt, eine Blume, eine Frucht oder Wasser

mit liebender Hingabe darbringt,

von dem, der sich gereinigt hat,

nehme ich dieses Liebesopfer an.                                           

Das Liebesopfer

Blatt, Blume, Frucht, Wasser – Liebende Hingabe – der, der gereinigt ist.

Für mich geht es in diesem Vers aus der Gita um die Frage: Wie kann ich den Weg der Liebe verwirklichen. Ist es möglich, den Weg zu gehen, bei einer oft negativen oder schwierigen Umgebung, bei Verletzung und Ängsten?

Ich glaube, dass das Liebesopfer darin besteht, den anderen den Raum zu lassen, so zu sein wie sie sind. Auf eine andere Weise gedacht, möchte ich sagen, dass das Liebesopfer darin besteht, den freien Willen in seiner wahren Funktion zu gebrauchen. Ich darf meine Kraft in keiner Situation abgeben. Ich darf oder ich muss mich in jeder Situation entscheiden:

Angst oder Liebe?

Hass oder Liebe?

Lüge oder Liebe?

Ärger oder Liebe?

Aggression oder Liebe?

Mitleid oder Liebe?

Herablassung oder Liebe?

Frust oder Liebe?

Die Übung besteht darin, sich immer öfter für die Liebe zu entscheiden. Der Gereinigte entscheidet frei und nimmt die Liebe. Das Opfer besteht in der Übernahme des freien Willens, in der Übernahme meiner Verantwortung, immer wieder zu versuchen, die Liebe zu wählen. Das ist das Liebesopfer. Das Blatt, die Blume, die Frucht, das Wasser, das alles ist reinste, wahrhafte, lichtvolle Liebe. Das Opfer ist: ich gebe sie dir, in jedem Moment gebe ich sie dir und ich entscheide mich für dich, so trage ich auch deinen Raum in mir.

Sehr gut darin bin ich nicht, doch ich weiss, dass es der Weg ist und jede einzelne Wahl der Freiheit reinigt meine Welt. Das ist der langsame Prozess der Reinigung: es jeden Morgen wieder zu versuchen, den Tag zu nutzen, um die Liebe zu wählen, um den Blick des anderen nicht zu töten, um ihm die Frucht seines Wachstums zu ermöglichen. Denn das ist die äusserste Angelegenheit bei der Andacht und Entschlossenheit angebracht ist – Tat Tvam Asi. Das ist der Sinn des menschlichen Lebens, der Versuch in Liebe zu antworten. Das ist der Zweck des menschlichen Lebens und somit meines Lebens.

So ist es. Doch ich frage immer wieder: Wie kann ich mit schwierigen Situationen umgehen?! So wie ich den Vers verstehe, sagt er mir: Versuche deine Kraft nicht abzugeben an die Situation, denn damit lieferst du dich als Opfer aus! Versuche vielmehr die Kraft deines Willens, der nicht an die Situation gebunden ist, zu nutzen. Versuche ihn zu nutzen, um dich anstatt für deine negativen Emotionen, Gedanken oder Handlungen für das Wasser, für die Blume, also für das Leben, also für die Liebe zu entscheiden. Das ist das Liebesopfer. Am Ende des Tages fragst du dich, wie war ich? Okay, am nächsten Tag versuche ich es wieder. So vollzieht sich die Reinigung.

*Thank you Swamiji*