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Nur eine einzige Illusion, dann die Ewigkeit - Gita 9.31

Veröffentlicht am 11.11.2020

Mein Leben ist von Illusionen durchdrängt, ich bade in Illusionen, nähre meine täglichen Handlungen, Gedanken und Gefühle von Illusionen. Sie scheinen mich geradezu lebendig zu machen. Dennoch gibt es vielleicht nur eine einzige Illusion überhaupt, ich möchte sagen, es gibt vielleicht nur eine wahre Illusion und dann daraus folgen viele andere, her je viele Illusionen können daraus folgen.

Dennoch könnte ich ein Glückspilz sein, denn ich habe nur eine einzige Illusion. Darin liegt die Gewissheit, dass es nur einen einzigen Schritt für mich zu machen gibt. Mit einem Schritt können tausende von Kilometern, ganze Gebirgszüge und Meere überwunden werden.

Ich habe die Illusion, dass Dunkelheit und Licht sich ausschliessen, dass Existieren und Nicht-Existieren ein Prozess ist und dass mein Tod ein Beweis für meine Vergänglichkeit ist. Mehr kann ich dazu im Moment nicht sagen. Vielleicht könnte ich, doch ich möchte im Moment nicht. Es ist mir zu riskant. Die Angelegenheit ist zu delikat. Ich möchte mich nicht verhaspeln.  

Dies ist also die Illusion die ich habe, sie trägt das Gewicht meiner Existenz. Ich finde es eine Interessante Illusion, spannend sich mit ihr zu beschäftigen, sie nimmt viel Zeit in Anspruch.

Jeder hat seine Eigenarten. Das Plötzliche hat doch eigentlich immer seine Zeit, seine lange Zeit.

Der Vers 31 passt zu meiner Illusion, denn er handelt von der Ewigkeit. Ich setze mich hin, habe einen kleinen Tempel, beziehe mich auf Gott, Ishvara, als Verkörperung reiner Existenz. Ich muss immer vorsichtig sein bezüglich der Art oder der Ebene des Sich-Beziehens. In meinem Gebet richte ich meinen Geist, dessen Welt es ist, sich auf etwas zu beziehen – hier ich und dort der andere, das andere – ich richte also meinen Geist im Gebet zu Gott aus, beziehe mich auf Gott und zünde eine Kerze an, schenke eine Blume, rezitiere ein Mantra, verehre die Sonne verneige mich vor dem Mond, mache die Yogaübung, versuche die Ausrichtung zu leben. "My devote never gets destroyed, wer mich liebt, geht nicht verloren."

Im vorherigen Vers 30 ging es um die paradoxe Angelegenheit, dass selbst ein „Bösewicht“ gut ist. Nun in 31 wird diese Paradoxie aufgelöst, denn Einsicht und Handlung sind eins geworden mit dem Dharma. Ich habe das letzte Mal versucht, den Vers 30 hinsichtlich der Erkenntnis der Einheit mit atman zu deuten, also ungefähr so: Wenn ein Bösewicht mich verehrt, dann muss er mich notwendiger Weise kennen also bereits erkannt haben, denn das Wissen seiner selbst, also das Wissen wer er tatsächlich ist, hat ihn doch überhaupt erst zur ungeteilten Verehrung von mir geführt. So ungefähr habe ich den Vers 30 verstanden. Und daraus ergibt sich die Paradoxie zwischen der richtigen Erkenntnis und der falschen Lebensführung.

In Vers 31 scheint sich nun diesbezüglich etwas verändert zu haben. Die klare Einsicht hat die alten Verhaltensmuster langsam verwässert, so dass sich die Klarheit der Erkenntnis des Göttlichen auch im Verhalten der Person bemerkbar macht. Das Gesetzt ist nicht mehr nur eine äussere Ordnung, zu der ich mich trotz klarer Erkenntnis so oder so verhalten kann, sondern es ist das natürliche Verhalten der Person geworden. Es gibt keinen Widerspruch, keinen Widerstand mehr zur Ordnung, sondern Frieden. Erkenntnis und Liebe sind nötig, daraus ergibt sich ein Leben im Licht der Ewigkeit.