Ich lief am Meer und es wuchsen mir Flügel aus der unteren Mitte meiner Brust. Vielleicht wuchsen sie mir auch aus dem Bauch. Plötzlich brach aus mir ein flaumiges Etwas heraus.
Als ich hin fasste, dachte ich zuerst es sei etwas Fremdes und wollte es wegwischen von meinem Bauch. Doch das ging nicht, denn es klaffte aus mir heraus, wurde in Sekundenschnelle grösser und grösser und öffnete eine schmerzende Wunde. Es wuchsen mir Flügel, wie mein Geliebter. Mein Geliebter war mir wie die salzig-süssen Wellen – und sie trugen ihn davon auf die andere Seite vom Meer oder wer weiss wohin.
Mit offener Brust und zerfetztem Bauch versuche ich weiter zu gehen, doch die Schmerzen der wuchernden Flügeln, die sich aus meinen Eingeweiden und – ach – aus meinem Herzen herauswinden wie ein Geschwür, werden unerträglich. Mit aufgerissenen Augen versuche ich dort, weit draussen, meinen Geliebten zu erreichen. Mit aufgerissenen Augen versuche ich zu ihm hinzulaufen, denn ich sehe dort Sand – ich sehe Sand in seinen Haaren. Und ich denke: mein Geliebter ist wunderschön. Mein Geliebter ist wunderschön und ich versuche übers Meer zu ihm zu gehen. Mit den Füssen übers Wasser gehen, dann wäre ich bei ihm. Doch durch meinen offenen Torso strömt ja das Wasser in meine Adern und als ich endlich am Meeresgrund versinke, als es endlich ganz ruhig wird, beginnen meine Flügel mich mit heftigen Schlägen an die Wasseroberfläche und ins Weite zu tragen. Ich weiss nicht wohin.
Denn die bei mir Zuflucht suchen, Pritha-Sohn, auch wenn sie von schlechter Herkunft sind, Frauen, Vaishyas, selbst Shudras – sie erlangen das höchste Ziel. (Bhagavad Gita, Kap. 9 Vers 32)