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Bella steigt aufs Dach

Veröffentlicht am 10.06.2019

Ich steige aufs Dach, um Yoga zu üben. Dort übe ich Trikonasana, die Dreieckspose. Beim Üben versuche ich der Frage nachzugehen, was wohl der Philosoph Friedrich Nietzsche in seiner Streitschrift Zur Genealogie der Moral mit der „Forderung“ nach einem „Tun ohne Täter“ gemeint haben könnte. Ich gehe also aufs Dach und übe die Pose und lese in der Bhagavad Gita die Kapitel fünf und sechs. Es entsteht dabei die Aufforderung, Verbindungen zu schaffen, in jeder Handlung.   

Guten Morgen Yoga, FlawilGuten Morgen Yoga, Flawil

Aufforderung: Verbindungen schaffen, die zarten Verbindungen zwischen allem spüren!

Und in dieser Aufforderung ist enthalten:

Erstens: Diese Verbindungen ohne Halt sehen, also ohne auf etwas zu schielen woran ich sie festmachen könnte.

Zweitens: Der Ausrichtung genau auf den Grund gehen und den Raum nach innen schaffen, d.h. aussen tun und gleichzeitig die Blickrichtung ändern. Den Blick nicht zum Tun richten, sondern wegblicken oder besser nach innen.

Drittens: Keine Scheu vor dem was ich sehe und die Ausrichtung mutig ändern wenn nötig.

Viertens: Die Aktivität zu jeder Zeit bejahen.

Wenn es allem Handeln bewusst entsagt hat,

sitzt das verkörperte Selbst vergnügt als Meister

in der neuntorigen Stadt,

ohne zu handeln und ohne Taten zu bewirken. (Gita 5,13)

 Fünftens: Mich gleich wie alle anderen fühle, nicht irgendwie falsch oder seltsam, was ja leicht passieren könnte. Man könnte sich ja in dieser fragilen Angelegenheit schnell irgendwie daneben fühlen und dann könnte einen der Mut im Stich lassen. Um dieses Ablassen zu verhindern immer wieder darauf vertrauen, dass alle Menschen schliesslich zum „vergnügten Selbst“ hin spüren, dass sie schliesslich dorthin denken, auch wenn sie es nicht wissen, ja auch wenn sie es negieren und auch wenn sie sich in einem ganz anderen Spiel wähnen. Auf ihre Weise sagen sie „JA“, wie das jeder auf seine Weise tut. In diesen gehauchten JAs liegt die zarte Verbindung zu den anderen Menschen. Ihre Zartheit und Schönheit spüren, dann kann der Mut wiederkommen.

Sechstens: Der spielerische Ernst eines Menschen, seine ernsthafte Gewissheit meine ich, drückt sich nicht in der Bedeutung seiner Worte oder Taten aus, sondern in seinem Zug nach innen, der in allem was er tut oder sagt wie ein zarter Hauch mitweht. Wie soll ich sagen, Nietzsche sagt: „Nicht Grund und Zweck deines Handelns macht dein Handeln gut: sondern dass dabei deine Seele zittert und glänzt und überwallt.“ (KSA 10, 418)

Siebtens: Der Frage auf den Grund gehen, was mit „Entsagung“ gemeint ist!

 Was man Entsagung nennt,

ist Yoga, das wisse, Pandu-Sohn.

Denn keiner wird ein Yogi,

der nicht allen Absichten entsagt hätte. (Gita 6.2)