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Vivere –Impressionen zur Bhagavad Gita

Veröffentlicht am 25.10.2019

Licht und Schatten in den Tannenspitzen und ungeheure Abgründe, Schluchten über die ich hinweggleite, spielend und singend tanze ich über unbegehbares Gebiet, nie strauchelnd, immer aufrecht, geschmeidig und leicht.

Ich drehe mich, ich springe, mache verwegene Schritte im Takt der Klänge aus zukünftigen Sinfonien.

Ich streife hier einen Hauch, ich Atme dort einen Duft, erhasche verwegene Blicke und nie halte ich inne, lachend, weinend, schlage ich wilde Pirouetten, über grüne Wiesen fege ich hinweg, rolle mich in die Tiefe, ohne anzukommen bin ich schon wieder im Nebel getragen und schreite mutig von Gipfel zu Gipfel immer oben, immer die Nase im Wind. Die Büsche sind mir Freunde, die Strassen beachte ich nicht, ich schreite auf Wipfelhöhe, schneller als die Vögel und lasse nie nach, sogleich passe ich meine Schritte dem Flügelschlag der Vogelschwärme an, lasse mich von ihnen tragen und jauchze und atme wie sie atmen, fliege ohne Flügel, tanze mit ihnen durch die Luft, wandere weiter über Felder, der Sonne zublinzelnd, hell wie sie folge ich dem Lauf der Flüsse, netze darin lachend meinen Bauch, netze jauchzend meine Brust und lasse mich gleiten, hänge mich an die Flossen der Fische, doch sie sind mir zu langsam, gefangen sind sie in ihrem Element, ich bin frei, meine Füsse tragen mich durchs Universum, durch die Zeitgebilde, bald finde ich mich in Formen mannigfaltig wieder, falle sogleich ins Formlose, renne durch dunkle Löcher, die Augen funkelnd entzündet sich die Dunkelheit in züngelnde Flammenglut, so tanze ich auch mit ihnen, fallende Blätter, aufbrechende Blüten, auf meinem Weg treffe ich auf alles zugleich und nie halte ich an, nie bleibe ich stehen, meine Berührungen sind so flüchtig wie die Gerüche an denen ich vorbeiwirble, wie die Licht- und Schattenspiele der Götter.

Einmal sah ich ein Mühlerad, es mahlte trip-trap, dann sah ich ein Windrad und drehte eine Runde an seinen Flügeln mit, dann kam ich in die Nähe der Wüste und wirbelte schon durch den Sand, zum Spass rollte ich die hohen Dünen hinunter und lachte, lachte über meinen Versuch, denn ein Hinab gab es für mich nicht, nur hinauf, hinüber, weiter, weiter auf den Wipfeln der höchsten Tannen auf dem Grat der mächtigsten Berge zog ich meine Bahn und berührte die Welt mit meinem flüchtigen Duft. So war ich.

Ich bin der Weg, Erhalter, Herr und Zeuge, Wohnung, Zuflucht, Freund, Anfang und Ende sowie das Bestehen, Schatzkammer und unvergänglicher Samen. (Bhagavad Gita, Kap 9, Vers 18)